Mit der neuen Google FLoC-Technologie möchte Google Alternative zum Cookie-Tracking bieten, indem die Nutzer in Gruppen aufgeteilt werden, um deren Privatsphäre besser zu schützen. Gleichzeitig soll die Treffsicherheit nicht bedeutend schlechter werden. Handelt es sich bei FLoC tatsächlich um eine Alternative zum Cookie-Tracking und schafft es Google seine Versprechen zu erfüllen?
Seit dem der Europäische Gerichtshof im Jahr 2019 den Einsatz von Cookies deutlich verschärfte (Urt. v. 1.10.2019, Az. C-673/17), wird das Cookie-Tracking innerhalb der EU immer schwieriger, da auch nationale Gerichte, wie der Bundesgerichtshof, die Regelungen bestätigten (Az. I ZR 7/16). So müssen die Nutzer einer Seite aktiv der Benutzung von Cookies zustimmen. Die Folge ist ein spürbarer Datenverlust bezüglich den Informationen, die für die Webseiten-Analyse und die Schaltung von Werbung extrem wichtig sind. Die Ankündigung von Google, ab 2022 Cookies von Drittanbietern nicht mehr zu unterstützen und das Tracken von einzelnen Nutzern durch den Chrome-Browser einzustellen, war für viele Seitenbetreiber anfangs ein Schock. Kein Wunder, schließlich ist der Internetbrowser von Google seit Jahren der am häufigsten verwendete Browser und verzeichnet dazu eine stetig steigende Anzahl an Nutzern. Die Vielzahl an Informationen die aus der Nutzung des Chrome Browsers resultieren, ist für Werbetreibenden und Seitenbetreiber ein äußerst wichtiges Mittel, um die Inhalte und Anzeigen möglichst zielgruppenorientiert zu gestalten.
Mit der neuen Google FLoC-Technologie werden Nutzer nach Interessen in große Gruppen geordnet, wodurch diese in der Menge versteckt werden
Doch wenn man die Entwicklung der letzten Jahre aktiv verfolgte, ist der Entschluss von Google der nächste logische Schritt – denn das Cookie-Tracking hat innerhalb der EU aufgrund der DSGVO keine Zukunft. Des Weiteren kommt hinzu, dass die ersten Länder außerhalb der EU mittlerweile anfangen, die Richtlinien der EU ebenfalls in ihrer nationalen Gesetzgebung zu verankern. Die Schaffung einer Alternative, die das berücksichtigt, ist somit eine vernünftige Entscheidung und garantiert, dass den Seiteninhabern und Werbetreibenden zielgruppenrelevante Informationen zukommen. Bleibt die Frage, wie effizient die von Google vorgestellte Alternative tatsächlich ist.
Mit der sogenannten Federated Learning of Cohorts Technologie verfolgt Google das Ziel, Unternehmen weiterhin die Möglichkeit zu bieten, für Sie interessante Personen mit relevanten Inhalten und Anzeigen zu erreichen, ohne das diese als „individuelle Nutzer“ getrackt werden. Dies funktioniert folgendermaßen:
Die einzelnen Nutzer werden jeweils nach Ihren Interessen und Verhaltensweise, die sie beim Benutzen des Chrome Browsers an den Tag legen, in entsprechende Gruppen, den sogenannten Kohorten geordnet und bekommen eine individuelle Identifikationsnummer. Diese ID wird anschließend an den Seitenbetreiber weitergeleitet. Dieser sieht dann lediglich, dass ein Mitglied einer bestimmten Kohorte vorliegt, kann den einzelnen Nutzer im Idealfall aber, im Gegensatz zum Cookie-Tracking, nicht wiedererkennen. Dennoch soll durch das Kohorten System eine Webseiten-Analyse ohne Nachteile weiterhin stattfinden können. Auch verspricht Google, dass die Treffsicherheit im Vergleich zur personalisierten Werbung bei 90% liegen wird.
Interessant ist hierbei zu erwähnen, dass bei besonders sensiblen Themen wie Religion, Politik oder Medizin keine Kohorten gebildet werden sollen.
Durch das Fehlen von Cookies, trifft man Unternehmen, die stark von diesen abhängig sind, während Die Marktmacht von Google steigt
Bei all den Schilderungen und Versprechen von Seiten Google stellt sich die Frage, wie effizient die Alternative zum Cookie-Tracking, das von Google entwickelte FLoC, tatsächlich ist und ob Google das geleistete Versprechen gegenüber den Nutzern wirklich einhalten kann? Bevor man sich dem Klären dieser Fragen zuwendet, ist festzuhalten, dass 60% aller Smartphones Android als Betriebssystem haben. Die vom Betriebssystem weitergeleiteten Daten übersteigen mittlerweile den Daten-Tracking der herkömmlichen Browser Nutzung, da nicht nur das Suchverhalten analysiert und ausgewertet wird. Durch die durchschnittliche Nutzung eines Smartphones ist Google in der Lage Informationen zu sammeln, die über die herkömmliche Browser-Nutzung hinweggehen.
Aber zurück zur eigentlichen Frage. Die von Google vorgestellte Technologie FLoC ist ein Kompromiss aus den Datenschutzrichtlinien, den Privatsphäreninteressen der Nutzer sowie den Wünschen der Werbetreibenden und den Seiteninhabern. Durch das Kohorten-System schafft Google in der Theorie eine Anonymität gegenüber Dritten. Im Alltag ist diese versprochene Anonymität jedoch nur gegeben, wenn die Kohorten mindestens einige zehntausend Nutzer umfassen. Denn sollte ein Nutzer in mehreren Nischengruppen eingeteilt wurde, ist die Bestimmung von diesem (kombiniert mit Faktoren wie Sprache der Webseite, regionaler Filter, etc.) im Bereich des Möglichen. Das große Versprechen von Google ist nur für diejenigen Nutzer gegeben, deren Interessen von vielen anderen Nutzern geteilt werden; Nischeninteressen hingegen lassen sich zurückverfolgen. Des Weiteren ist nicht zu vergessen, dass die neue „Anonymität“ nur gegenüber den Seiteninhabern gegeben ist. Für Google hingegen trifft das nicht zu.